… Ungarn. Richtig gelesen, wir sind mittlerweile in Ungarn angekommen. Wir haben die drei baltischen Länder recht schnell hinter uns gelassen weil es oft vom Wetter nicht so gepasst hat, und wir gerne noch ein paar wärmere Tage haben wollten. In Polen haben wir einige schöne Tage verbracht und durch die Slowakei sind wir nur durchgefahren. Hier in Ungarn haben wir noch richtig Sommer und genießen die Sonne am Balaton.
Estland haben wir über einen sehr unüblichen Grenzübergang verlassen. Wir sind quasi durch die Hintertür nach Lettland. Aber da diese Länder ja auch alle zum Schengener Raum gehören, gibt es keine Kontrollen. Alle drei Länder gehören zur EU und haben auch den Euro. Und trotzdem sind sie uns so unbekannt. Estland, Lettland und Litauen sind sich sehr ähnlich und doch sieht man viele Unterschiede. Erstmal haben alle komplett verschiedene Sprachen. Haben wir in einem Land endlich „hallo“ und „danke“ sagen können, waren wir schon im nächsten. Die Länder sind übrigens, alle drei, nicht besonders groß. Estland ist das teuerste und augenscheinlich auch das wohlhabendste. Die Straßen sind in allen drei Ländern teilweise katastrophal, aber sie sind überall fleißig am bauen und richten. Was aber viel schlimmer ist, ist der Fahrstil der meisten. Überholt wird grundsätzlich immer, egal ob man was sieht oder nicht und auch wenn man nur einen alten B Corsa mit 50 PS hat. Alle gefährlichen Straßensituationen von unseren über 25000 km hatten wir in den baltischen Ländern und Andy, der mit Städten normalerweise keine Probleme hat und bei der Rush hour auch durch eine Großstadt fährt, ohne mit der Wimper zu zucken, ist in einer kleineren Stadt In Litauen an seine Grenzen gekommen. Im Feierabendverkehr mitten durch, dann noch eine falsche Ansage von seinem Navi (mir), Baustellen ohne Ende und das Chaos war perfekt. An dem Tag wollten wir eigentlich zusammen essen gehen, haben uns dann aber so gestritten und ein krankes Kind hatten wir auch noch, dass wir den halben Abend nicht mehr miteinander geredet haben. Auch das kommt vor. Aber natürlich haben wir uns wieder versöhnt und es schweißt uns zusammen. Auch mit jedem Streit und jeder Auseinandersetzung wachsen wir. Es gehört dazu und es kommt immer seltener vor. Doof ist halt, dass die Kids immer alles mitbekommen.
Aber zurück zum Thema: Am besten gefallen von den drei baltischen Ländern hat uns übrigens Litauen. Oft sind die Häuser dort schon sehr verwittert, aber alles ist total gepflegt und im Vorgarten blühen Blumen. Überhaupt haben wir in diesen Ländern auch fast keinen Müll herumliegen sehen. Mit den Menschen vor Ort sind wir irgendwie nicht so richtig warm geworden. Viele machen einen recht unfreundlichen ersten Eindruck, für einen zweiten Eindruck waren wir nirgends lange genug. In Lettland hatten wir Schwierigkeiten sauberes Wasser zu bekommen, da es dort sehr eisenhaltig ist, unangenehm metallisch riecht und gelblich ist. Es ist nicht schädlich, aber komisch. Lustigerweise hat man dort nach dem Duschen komischer gerochen, als vorher. 😀 Aber am ekligsten war die Wäsche dort. Wir haben einmal gewaschen und danach hat die Wäsche so eklig gemuffelt, dass wir in Litauen gleich alles nochmal gewaschen haben. Da wir unser Wasser aus dem Frischwassertank auch trinken, haben wir uns durch Lettland mit gekauften 5-Liter Wasserkanistern versorgt. Wir filtern es zwar, aber dieser Geschmack hätten wir vermutlich nie mehr rausbekommen. Seid froh, wenn ihr sauberes Wasser aus euren Wasserhähnen bekommt, es ist keine Selbstverständlichkeit.
Impressionen Estland
Impressionen Lettland
Riga, durch Lettlands Hauptstadt sind wir nur durchgefahren. Eigentlich wollten wir mal durchlaufen, aber nachdem wir keinen zentralen Parkplatz gefunden haben, hatte sich das erledigt. Ich fand die kleinen, süßen Holzhäuschen zwischen den großen, protzigen Steinbauten toll. Leider am vorbeifahren oft schwer zu fotografieren. Verzeiht also meine Bilder.
Kreuzhügel in Litauen, ein Pilgerort mit unendlich vielen Kreuzen. Hier findet man Kreuze aus der ganzen Welt. Und selbst hier begegnen wir der Muschel vom Jakobsweg.
Palanga, eine obertouristische Stadt an der Ostsee Litauens. Keine Ahnung warum wir gerade hier gelandet sind. (wahrscheinlich weil ich den Namen der Stadt so cool finde 😀 ) Wenigstens gab es gleich neben unserem Parkplatz einen botanischen Garten und in der Stadt freies Wi-Fi, um mal wieder alle Updates zu machen.
Impressionen Litauen (lecker essen gehen für knapp 30 € mit Nachtisch macht auch mal Spaß)
Polen, hier haben wir vier nette polnische Männern auf einem schönen Platz an der masurischen Seenplatte, kennengelernt und wurden behandelt als wären wir schon jahrelange Freunde. Keiner konnte Englisch von ihnen, nur ein paar Wörter Deutsch, aber mit Händen,Füßen und Google Übersetzer haben wir uns irgendwie verständigt. Sie haben uns gezeigt wie man Fische ausnimmt, von denen wir dann eine große Portion geschenkt bekommen haben, und wir haben unseren 50% estländischen Likör mit ihnen geteilt, als wir abends zusammen am Lagerfeuer saßen. In keinem Land wurden wir bisher mit so einer Herzlichkeit begrüßt wie hier. Und gleich für nächstes Jahr zur selben Zeit wieder hierher eingeladen. Hier haben wir auch ein kleines, polnisches, etwa 6-jähriges Mädchen von anderen Campern kennengelernt. Obwohl wir kein Wort von ihr verstanden haben, hat sie voller Vertrauen mit uns geredet. Wir haben gemeinsam Uno gespielt und Pokemon Karten angeschaut. Die fand sie nämlich total toll. Wann haben wir denn dieses Urvertrauen verloren? Offen auf wildfremde Menschen zugehen ohne Scheu. Wir können von Kindern ganz viel lernen. 😉
In Polen haben wir uns wirklich wohlgefühlt und die Sommertage sehr genossen, bis der Herbst langsam kam und wir dafür einfach noch nicht bereit waren. Also ging es Richtung Süden.
Auf dem schönen Platz am See
Lötzen mit Drehbrücke, die von Hand bedient wird
Führerhauptquartier Wolfsschanze, Geschichte aus nächster Nähe
Salzbergwerk Wieliczka, hier waren wir total erstaunt was man alles aus Salz machen kann. Die Führung war so toll und informativ.
Krakau
Tatragebirge, an der Grenze zur Slowakei, leider hatten wir hier schlechtes Wetter und es war trotzdem sooo viel los, aber der einzigartige Baustil (Zakopane) ist wirklich toll.
Impressionen Polen
Impressionen Slowakei, hier sind wir eigentlich nur durchgefahren mit einer Übernachtung. Schöne Landschaft, aber uns war es hier definitiv schon zu kalt.
Durch die Slowakei waren wir schneller durch als wir eigentlich wollten, aber irgendwie haben wir nichts zum Übernachten gefunden und schon waren wir über der Donau in Komarom, Ungarn. Hier war es endlich wieder sommerlich warm und wir hatten unseren Spaß an der breiten Donau. Unglaublich dass der kleine Fluß, der durch Binzwangen fließt (dort bin ich aufgewachsen), so breit wird. Baden war zwar sehr frisch, aber flußaufwärts laufen und sich zurücktreiben lassen macht trotzdem Spaß.
Und jetzt sind wir in Ungarn am Plattensee und genießen noch den Sommer. Die Saison ist hier vorbei, das Wasser angenehm warm und man kann erstaunlich gut mit dem Womo direkt am Wasser stehen. Heute gehts aber erstmal auf einen Campingplatz. Wäsche waschen ist angesagt und Fabios 14. Geburtstag vorbereiten. Den feiern wir hier am See und dann fahren wir irgendwann weiter Richtung Rumänien.
Einsiedlerhöhlen von Tihany (eigentlich war’s zu warm zum wandern, aber wenn man schonmal da ist.)
Impressionen Ungarn, Balaton
So, das war jetzt viel Text und viele Bilder. Was noch lustig ist, wir hatten manchmal beim Essen Lebensmittel aus drei oder vier verschiedenen Ländern auf dem Tisch stehen. Leider kann man dann, wenn einem etwas schmeckt, nichts mehr nachkaufen. Aber so ist das Reiseleben. Jetzt gehen wir erstmal im Plattensee baden. 🙂