Da dachten wir dass wir vor unserer Abreise gut aussortiert haben und wirklich nur das nötigste behalten haben, aber irgendwie wurden wir jetzt ein bisschen von den vielen Sachen erschlagen. Und auf der anderen Seite fehlen Dinge, die wir vor Abfahrt verkauft, verschenkt oder entsorgt haben. Alles nicht wichtig, aber manche Sachen müssen wir wieder neu kaufen. Ansonsten werden wir auf jeden Fall alles noch mal ausmisten. Wir sind jetzt dreimal mit Anhänger die Deutschland-Ungarn Strecke gefahren und haben Möbel, Werkzeug, Klamotten, Küchensachen… hergefahren. Möbel hatten wir ja so gut wie keine mehr und haben jetzt über Kleinanzeigen ein paar gebrauchte Sachen erstanden: ein kleines Schlafsofa, zwei Betten für die Kids, eins für uns und ein Küchenschrank mit zwei Hängeschränken. Unseren alten Wohnzimmertisch, ein paar Sachen der Jungs und unsere Gartenmöbel hatten wir noch und von Andys Mama haben wir ihren alten Wohnzimmerschrank bekommen. Einen Teil der Küche haben wir uns jetzt selbst gebaut und dann noch einen Gasherd und einen Kühlschrank gekauft. Eine Spülmaschine wird es nicht geben. Daran haben wir uns jetzt schon gewöhnt und wir wechseln uns täglich ab mit spülen. Bis vor ein paar Tagen lebten wir noch halb im Womo, halb im Haus und die meiste Zeit draußen. Mittlerweile ist das Womo aber fast leer und hat sich jetzt eine große Pause verdient.
Das Zimmer der Jungs haben wir als erstes fertig gemacht und die zwei sind auch, gleich als erstes, eingezogen. Und ja, sie teilen sich ein Zimmer. Klar gibt es da auch mal Streit, aber meistens verstehen Sie sich einfach und spielen gemeinsam. Falls sie gar nicht mehr zusammen im Zimmer sein wollen, finden wir auch eine Lösung, aber sie sind es ja gewöhnt vom Wohnmobil und genießen es gerade wieder ein Reich für sich zu haben ohne ihre nervigen Eltern immer in der Nähe. Das Wohnzimmer ist gestrichen und bei uns im Schlafzimmer ein neuer Laminat verlegt. Wir sind auch ins Haus gezogen und es ist noch ein bisschen komisch, wieder in einem großen Bett, mit viel Luft nach oben zu schlafen. Unsere Küche und das Bad sind in einem separaten Gebäude. Das war für uns anfangs auch ein bisschen komisch, aber man gewöhnt sich schnell daran und da wir keine direkten Nachbarn haben, ist es egal wie man dann rüber läuft.
Die letzte Zeit war es viel hin und her, aber so langsam wird es hier wohnlich und wir haben jetzt die Zeit anzukommen. Wir genießen es vor uns hinzuschaffen, ohne Druck. Das nervigste sind im Moment die Entfernungen zum Baumarkt. Der nächste große ist eine Stunde entfernt, ein kleinerer etwa 20 Minuten. Wir versuchen zwar dann alles auf einmal zu kaufen, aber irgendwas fehlt immer. Gut dass wir uns aus Deutschland ein Auto mitgebracht haben. Immer mit dem Wohnmobil über unsere Schotterpiste würde keinen Spaß machen.
Ich habe jetzt übrigens wieder eine Waschmaschine und einen Wäscheständer. Schön wie man sich über solch alltäglichen Dinge freut und sie zu schätzen weiß.
Ansonsten kommt es uns manchmal vor wie im Paradies. Wir sehen fast täglich einen Fasan vor unserem Haus, die Rehe laufen in Gruppen über die Felder und die riesigen Feldhasen hoppeln hinterher, der Kuckuck ruft, der Specht hämmert und ein Wiedehopfpaar sitzt in den Bäumen. Unzählige Gänse fliegen täglich über unser Haus und machen Lärm, ein schöner Lärm. Hier ist es nie leise, man hört rund um die Uhr die Natur und wir lieben es. Vögel, die pfeifen, zwitschern, singen, glucksen und schreien. Geräusche, die ich teilweise mein Leben lang noch nie gehört habe und wir uns manchmal anschauen und loslachen, weil es sich für uns so seltsam anhört. Hunderte Frösche die quaken und Grillen die zierpen. Es ist so voller Leben hier. Irgendwann werde ich mich mal mit meiner Kamera auf die Lauer legen und euch unsere Tiere ums Haus herum zeigen. Wir sind ja auch alles Landeier, aber soviel Natur und Leben um uns herum ist auch für uns ungewohnt. Und falls wir mal Motorenlärm hören, springen alle auf und schauen wer am Haus vorbeifährt. Das kommt ungefähr einmal in der Woche vor. Es führt zwar ein Feldweg vorbei, den benutzt aber kaum jemand und das ist gut so. So schön kann der Arsch der Welt sein. Aber bis zum Miniladen im Dorf sind es nur etwa zwei Kilometer. Also gar nicht so ganz am Arsch. 😉
Im Garten sind wir auch schon fleißig. Wir haben Sträucher umgemacht, Holz gebeigt (ist das Schwäbisch?), zwei gemauerte Hundehütten und einen Zaun abgebaut, ein Gemüsebeet angelegt und angepflanzt und natürlich das ganze Grundstück gemäht. Wir haben noch viel vor und schaffen jeden Tag so lange wir Lust haben. Vom Umland haben wir irgendwie noch nicht viel gesehen. Im Moment sind wir froh, was zu tun und einen festen Platz zu haben. Das Reisen fehlt uns also noch nicht wirklich. Bald kommen uns aber die ersten Reisenden besuchen, um ein bisschen mitanzupacken und uns kennenzulernen. Wir freuen uns darauf unser kleines Paradies mit anderen zu teilen und ein bisschen Abwechslung reinzubringen.